Schimmelreiter
Autor: goude2017 • January 4, 2018 • 2,101 Words (9 Pages) • 569 Views
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Wir kommen auf die dritte Erzaehlebene der Novelle, in welcher der Reiter auf Grund des Unwetters in ein Gasthaus einkehrt und dort von seiner Begegnung erzaehlt. Wegen dieser kommt er mit dem Schulmeister ins Gespraech, welcher die Gestalt, die der Reiter gesehen hat in den Kontext mit Hauke Haiens Lebensgeschichte stellt. Und dadurch kommen wir nun in die dritte erzaehlebene. Der Schulmeister steht der Geschichte des Schimmelreiters am naehsten. Er erzaehlt sie aus einer auktorialen Perspektive, also allwissend. Er ist der Erzaehler der Kernhandlung und dabei ist er der wichtigste Erzaehler der Novelle(Wagner, 1998: 41-47).
Ab und zu unterbricht der Schulmeister die Geschichte: „ Sie wollen bemerken, lieber Herr«,unterbrach der Schulmeister seine Erzählung, mich freundlich mit seinen feinen Augen fixierend, »daß ich das bisher Berichtete während meiner fast vierzigjährigen Wirksamkeit in diesem Kooge aus den Überlieferungen verständiger Leute oder aus Erzählungen der Enkel und Urenkel solcher zusammengefunden habe...“(Storm, 1888: 26). Er unterbricht vor allem die Stellen, die spannend sind. Dieser Effekt baut noch mehr Spannung auf, weil man nicht warten moechte um den weiteren Werdegang der Geschichte zu hoeren. Die Unterbrechung gilt auch als Pauese fuer den Leser, als auch fuer den Reiter, welcher die Geschichte anhoert. Mit dieser Art werden auch in der Wirklichkeit Geschichten erzaehlt, mit ein paar Unterbrechungen fuer Fragen oder Kommentare. Ohne Pause wuerden Geschichten monotonisch verlaufen, bis der Leser die eingebettete Rahmenerzaehlung vergessen hat. Die Art (mit Unterbrechungen) fuehlt sich sehr natuerlich an, organisch im wirklichen Sinne. Es fuehlt sich an als ob wir auch dabei sind und dieser Geschichte mit dem Reiter zuhoeren.
Die zweite und dritte Erzaehlebene teilen sich den Handlungsort, sie unterscheidet sich nur durch die Handlungszeit und die Charaktaere. Also ist der zweite Erzaehler, der Schulmeister der Kernhandlung am nächsten (Wagner, 1998: 41-47).
Der erste Erzaehler ist nicht so wichtig fuer die eigentliche Geschichte des Hauke Haien. Nach dem seine Erzaehlung am Anfang der Novelle genutzt wird, kommt sie auch noch einmal am Ende vor. Seine Funktion ist, den Anfang und das Ende der Geschichte ganz klar zu machen. Er hat uns zu dieser Geschichte des Reiters gefuehrt, welcher uns zu der Geschichte Hauke Haiens fuehrt. Am Ende der Binnenerzaehlung, muss der erste Erzaehler nochmal sprechen, um die Geschichte abzurunden. Weil wir so stark auf die Erzaehlung des Schulmeisters von Hauke Haiens Lebengeschichte konzentriert sind, es ist sehr leicht fuer den Leser zu vergessen, dass diese Geschichte durch zwei andere extra Ezaehlebenen erzaehlt wird. Nur die Erwaehnung des ersten Erzaehlers am Ende erinnert uns daran, dass der Schimmelreitreiter durch drei Erzaehlebenen erzaehlt wird. Das formt drei ganze Rahmen, die die Geschichte von Hauke Hauein umschliessen.
Also ist die Kernhandlung dieser Novelle in eine zweifache Rahmenhandlung eingebettet. Naemlich die Erzaehlung vom Reiter und die Erzaehlung vom Schulmeister (Wagner, 1998: 41-47). Durch ihre Konversation kommen wir auf die Geschichte Hauke Haiens und koennen dann die Beziehung zwischen ihm und dem Schimmelreiter verstehen.
Der Schulmeister erzaehlt Hauke Haiens Geschichte nicht als Ich Erzaehler, sondern als auktorialer Erzaehler. Obwohl die Menschen sagen, dass er die geeigneteste Person ist um die Geschichte des Schimmelreites zu erzaehlen, ist er trotzdem nicht ein Teil dieser Geschichte. Er erzaehlt sie aus seiner Perstpektive, die sicherlich auch nur auf den Erzählungen anderer beruhen kann. Was der Schulmeister sagt ist somit nicht als absolute Wahrheit einzuordnen sondern als Aufzählung vieler verschiedener Geschichten. So wird dann die Geschichte des Schimmelreiters einen Legende, nicht ein komplett wahres Geschehen. Sogar der Schulmeister sagt vor seiner Erzaehlun: „»Es ist viel Aberglaube dazwischen und eine Kunst, es ohne diesen zu erzählen.« “ Wobei der Reiter antwortet „»Ich muß Euch bitten, den nicht auszulassen«, erwiderte ich; »traut mir nur zu, daß ich schon selbst die Spreu vom Weizen sondern werde!«“ (Storm, 1888: 4) Das bedeutet die Geschichte von dem Schimmelreiter hat mehr als eine Version. Da Theodor Storm zu den „Aufklaerern“ gehoerte, bemueht er sich allerdings, die Wirklichkeit moeglichst gut darzustellen und die Geschehnisse realistisch zu erklaeren. Damit versucht er den Aberglauben der Dorfbewohner zu bereinigen.
Durch die verschiedenen Erzaehlebenen wird dem Leser auch deutlich, dass die Erzaehlungen nicht umbedint der Wahrheit entsprechen muessen. Das bedeutet, dass verschiedene Menschen die Geschichte Hauke Haiens in unterschiedlichen Versionen weitergegeben haben koennten. Die Geschichte des Schulmeisters muss also nicht die einzig wahre Version der Schimmelreiter-Legende sein. Stattdessen ist es nur eine Version von vielen (Stratman, 2000).
In seiner eigenen Geschichte (drite Rahmen) ist Hauke Heien ein Vernunft Mensch solange er durch Logik die Welt bezwingen kann. Sein aberglauben wird nur manchmal durchbrochen, wenn ihm die Naturgewalten Hindernisse stellen die er selbst nicht überwinden kann (Dass seine Frau fast nach der Geburt stirbt und dass der Deich am Ende bricht). In Form des Schimmelreiters (zweite Rahmen) ist Hauke jedoch Teil des dörflichen Aberglaubens und wird erst dadurch ein akzeptierter Teil der Gesellschaft. Im zweite Rahme ist er ein reitender Geist, aber im dritten Rahmen ist er ein Individuum der als Vernunft-Mensch gegen Aberglauben ist. Dieser zwei Rahmen stellen die Konflikt in der Novelle zwischen Mythos und Ratios klar dar (Storm, 1888: 2-10).
Der erste Erzaehler warnt den Leser auch ueber die Glaubwuerdigkeit der Geschichte, mit der Tatsache, dass er sich nicht mehr sicher ist in welcher Zeitschift er diese gelesen hat (Storm, 1888:2) . Er erzaehlt die Geschichte also nur aus dem Gedaechtnis heraus und einige wichtige Informationen gehen dabei vielleicht verloren. Die Tatsache, dass viele Zeitschiften ihre Berichterstattung auch uebertreiben um mehr Leser zu haben, stellt die Glaubhaftigkeit ebenfalls in Frage. Sie hatten die Geschichte also vielleicht auch ueberzogen dargestellt, da die Geschichte in ihrem Ursprung weniger „sensationell“ gewesen sein koennte. Auch der Schulmeister bietet dem Reiter an, die Geschichte ohne den doerflichen Aberglaube zu erzaehlen. Dies veranschaulicht, dass er auf eine andere Art vielleicht Informationen ausgelassen haette. Das zeigt uns also, dass es sich um keine konkrete Geschichte mit Fakten und wahren Begebenheiten handelt und diese immer wieder umgeaendert werden kann. Kurz gesagt: Da die Geschichte von unterschiedlichen Quellen stammt, entspricht einiges nicht zwingend der Wahrheit. Die
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